Was ist Reinzeichnung?

Reinzeichnung ist ein wichtiger Teil der Grafikproduktion. Aber was ist damit gemeint? Was umfasst sie? Und wo beginnt sie?

Die Definition, dass die Reinzeichnung eine druckfertige Datei darstellt, greift etwas zu kurz. Reinzeichnung ist nicht nur das finale Ergebnis sondern findet bereits im Prozess der Umwandlung einer Arbeitsdatei zur finalen Datei statt. Des weiteren ist das Ziel der Reinzeichnung nicht mehr unbedingt eine druckfertige Satzdatei. Auch rein digitale Ergebnisse brauchen eine Reinzeichnung. Reinzeichnung ist also eher als ein Setting oder Gerüst zu verstehen.

Betrachten wir den Begriff »Reinzeichnung« näher. Reinzeichnung beinhaltet das deutsche Wort »rein«, was die höchste Form von Sauberkeit widerspiegelt. Es gibt »Reinräume«, in denen es steril zugeht. Dort sollen »Unreinheiten« nicht die Arbeit behindern, das Ergebnis verfälschen oder gar unbrauchbar machen. Ähnlich verhält es sich mit der Reinzeichnung: sie soll den Entwurf in eine saubere »Zeichnung« überführen. Ziel ist die Produktion, ein fertiges »Produkt« – als Gegenstück zu der sich wandelnden Arbeitsdatei. Dabei soll der Entwurf nicht irgendwie das Licht der Welt erblicken – sondern in intendierter und geplanter Weise. Das »Produkt« muss nicht mehr zwangsläufig analog (Print) sein, sondern kann auch digital ausgegeben werden.

Beim englischen Begriff »Final Artwork« wird dem Begriff »Artwork« (deutsch: künstlerische Darstellung, Bildgestaltung, Druckvorlage) der Begriff »Final« (deutsch: endgültig, am Ende, rechtskräftig, final) vorangestellt. Es geht also um Finalisierung im Sinne von Fertigstellung und Abschluss. Final bedeutet nicht unbedingt, dass Reinzeichnung nur am Ende stattfindet. Reinzeichnung sollte integrativer Bestandteil vom Designprozess sein. Reinzeichnung ist immer auch eine prozessbegleitende Methode der Qualitätssicherung.

 

Begriffe zur Reinzeichnung

 

Ziel jeder Reinzeichnung ist Perfektion und Eindeutigkeit. Perfektion in der Anlage, Ausarbeitung und Ausführung. Eindeutigkeit in Hinsicht auf die Weitergabe der finalen Datei und aller lesbaren und immanenten Informationen, die für die Produktion notwendig sind.

Wenn man Marshall McLuhans Ausspruch »The Medium is the Message.« auf die Reinzeichnung anwendet, muss die Reinzeichnung genau (und nur) die Informationen beinhalten, die zur Produktion der entsprechenden Datei notwendig sind. Idealerweise ist alles selbsterklärend und es bleiben keine Fragen (für den Produzenten) offen. Dafür dienen eingebettete Informationen (in der Datei): z. B. Beschnitt, Falzmarken, Sonderfarbe, Prägung. Sollten diese nicht ausreichen, werden dem Produzenten zusätzlichen Informationen (Produktionshinweise) zur Verfügung gestellt: z. B. Material, Maßstab, Zusammengehörigkeit von mehreren Dateien, Verortung.

Und wenn nach der Reinzeichnung alle Fehler beseitigt sind, alles stimmig ist und auch noch gut aussieht und keine Fragen offen bleiben, wird produziert. Perfektion findet ihre Umsetzung.