Beschnitt

Beschnitt oder auch Anschnitt ist bei randabfallenden Motiven eine drucktechnische Notwendigkeit. Aber warum und wie legt man eine Beschnittzugabe an?

Beschnitt, auch Anschnitt genannt, bezeichnet den für den Druckprozess notwendigen Rand, der über das Endformat der Drucksache hinausragt und beim Zuschnitt entfernt wird.

Beschnitt ist bei allen Dokumenten mit Bildern, Motiven, Farbflächen, Formen und Texten, die bis an den Dokumentenrand reichen, notwendig. Diese Motivlage bezeichnet man als randabfallend.

Die Notwendigkeit einer Beschnittzugabe ist dem drucktechnischen Prozess geschuldet, dass die Drucksachen erst nach dem eigentlichen Druckvorgang auf das Endformat beschnitten werden. Beim eigentlichen Beschnitt in der Druckerei treten Toleranzen in der Positionierung der Druckstücke auf. Diese möglichen Abweichungen müssen durch die Motivzugabe im Anschnitt ausgeglichen werden.

Ohne den hinzugefügten Beschnitt könnte es sein, dass nach dem Zuschnitt unbedruckte Stellen des Papiers am Rand stehen bleiben und als sogenannte (weiße) Blitzer unschön in Erscheinung treten. Um dies zu vermeiden, müssen alle grafischen Elemente, die bis zum Rand des Endformats reichen, im Layoutprogramm so angelegt werden, dass sie über diesen hinausragen und die entsprechende Beschnittzugabe komplett ausfüllen.

Beschnitt ist also eine Toleranzzugabe. Im Idealfall wird bereits im Layout ein Beschnitt entsprechend des Endformates, des Maßstabs und den Vorgaben der Druckereien angelegt, weil es sonst bei der Reinzeichnung zu unschönen Überraschungen kommen kann: neue Positionierung und Größe der Motive, fehlender Beschnitt (sprich: kein Fleisch), etc.

Der Beschnitt ist im Layoutprogramm extra anzulegen und zu definieren. Bei Adobe InDesign geschieht dies direkt beim Erstellen eines neuen Dokuments im Feld Anschnitt durch Eintragen des gewünschten Wertes oder im Nachhinein über Datei/Dokument einrichten.

Es ist darauf zu achten, dass sich im Layout keine wichtigen Informationen (vor allem bei Text und Infografiken) im Anschnitt befinden, weil diese weggeschnitten werden und dann nicht mehr vorhanden sind. In Adobe InDesign lässt sich zur Überprüfung der Vorschaumodus nutzen.

Standard

Als Standardwert wird gerne mit 3 mm Beschnittzugabe gerechnet. Dies ist ein guter Richtwert für Druckformate bis DIN A3. Aus Effizienzgründen wünschen sich Druckereien auch kleinere Werte.

Individuell

Bei größeren Druckformaten als DIN A3 bedarf es meistens auch eines größeren Beschnitt. Dieser ist individuell mit der Druckerei und der Postproduktion abzustimmen und entsprechend anzulegen.

Manuell

Es gibt Sonderfälle, bei denen mehr Beschnitt gebraucht wird als die Standardeinstellungen der Layoutprogramme hergeben, weil dieser z. B. für Kaschierungen auf Ausstellungsbauten notwendig ist. Die Schnittmarken müssen dann manuell gesetzt werden. In Adobe InDesign ist der Versatz der Schnittmarken auf 25,4 mm begrenzt. Wenn ein größerer Beschnitt benötigt wird, sind manuell zu setzende Marker mit dem Passmarken-Schwarz (CMYK 100/100/100/100) anzulegen. Teilweise kann man das manuelle Setzen umgehen, indem man das Dokument in einem kleineren Maßstab (z. B. 1:10) anlegt. Dabei ist auf die Bildauflösung in Relation von Maßstab zur Ausgabegröße zu achten.


 

Praxis-Tipp Beim PDF-Export in Adobe InDesign ist der Versatz der Beschnittmarken voreingestellt. Im Standardbereich von 2 bis 3 mm funktioniert das gut. Bei individuellen Werten ist der Versatz händisch zu korrigieren. Am einfachsten und effektivsten ist die gleiche Wahl von Versatz- und Beschnittwert (z. B. 6 mm Beschnitt = 6 mm Versatz).